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Grußworte des Bürgermeisters
Zum runden Geburtstag gratuliere ich der Seulberger Schützengesellschaft
herzlich. 500 Jahre, das ist ein stolzes Alter, ein Volltreffer in einer immer
schnelllebiger werdenden Zeit. Dabei dürfte die Gründung der Seulberger
Schützen sogar noch weiter zurückliegen, benennt doch die Ersterwähnung
bereits eine über die Jahrhunderte lieb gewordene Tradition: das Schützenfest.
Bis heute ist es ein Höhepunkt im Friedrichsdorfer Festreigen.
Gegründet wurde die Schützengesellschaft als eine Art landesherrliche
Hilfspolizei, um zu beschützen. Für die Bewaffnung mit Armbrust und später
Büchsen sorgten meist als Landesherren die Landgrafen von Hessen-
Homburg. Übrigens stammt die älteste im Museum verwahrte Luntenflinte aus
der Zeit um 1650. Zu den Mitgliedern zählten damals sogar Frauen,
wenngleich fraglich bleibt, ob sie in die militärischen Aufgaben eingebunden
waren. Sie sorgten für Ordnung, übernahmen Wachdienste, sicherten die
Ortstore und setzten Diebesgesindel nach. Tätig waren sie daher bei der sogn.
„Seulberger Hexenjagd“, wenn sie beschuldigte Frauen, Männer und Kinder
inhaftierten und bei den Hinrichtungen die Absperrungen regelten. Im 17. und
18. Jahrhundert machten Räuberbanden den Taunus unsicher. Um die
Verstecke aufzuspüren, organisierten die Schützen Streifzüge. Anschließend
wurde im Wirtshaus auf Kosten der Gemeinde kräftig gezecht.
Eine einheitliche Uniform gab es noch nicht, nur sollten die Hüte gleichartig
sein. Übrigens durfte bei den Schießübungen und später im Schießstand nur
mit bedecktem Haupt und ohne Tabakspfeife geschossen werden, dabei war
es untersagt zu fluchen oder zu schwören.
Die Schützengesellschaft hatte auch eine gesellschaftliche Bedeutung: Aus
einer Büchse durften höchstens zwei Schützen schießen. Da man also eine
eigene Büchse brauchte, stand die Vereinigung nur Wohlhabenden offen.
Freiwillig blieb die Mitgliedschaft. Hinzu kam die Rolle des Bürgermeisters bzw.
Schultheißen, was die halböffentliche Institution unterstreicht. Diese
Verknüpfung mit der lokalen Verwaltung zeigt sich bis heute, wenn qua Amt der
Bürgermeister zugleich Zweiter Schützenmeister ist. Eine Veranstaltung der
politischen Gemeinde war ebenfalls das Freiheitsschießen, zu dem der
Bürgermeister den 7er-Ausschuß zur Überwachung des Schießens berief. Als
das Haus Hessen-Homburg 1866 ausstarb, änderten sich in Preußischer Zeit
die Bedingungen für das Freiheitsschießen. Die Obrigkeit schaffte die
Steuerfreiheit ab; doch die Gemeinde sprang ein und stiftete den Geldpreis.
Bisher verband die Schützen nur ein loses Band unter einem
Schützenhauptmann. 1903 wurde unter Georg Hennemann die Gesellschaft
dann in einen Verein umgewandelt. Auch das Schießen hatte sich verändert,
indem seit 1879 der Hinterlader den Vorderlader ablöste, wodurch sich auch
die Schießdistanz erhöhte.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs mussten alle Waffen abgegeben werden.
Erst 1951 erlaubten die Besatzungsmächte wieder das Schießen, zunächst
aber nur mit Luftgewehren. Zur Neugründung kamen 30 alte Schützenbrüder
zusammen. Und alle hatten einen Wunsch: Gleich im kommenden Jahr das
Freiheitsschießen auszurichten und schon 1953 – inzwischen war der Verein
wieder auf 51 Mitglieder angewachsen – sollte das Schützen- und Heimatfest
groß gefeiert werden.
Groß gefeiert wurden die Jubiläen 1974 und 1999. In dieser Folge steht auch
das diesjährige Festjahr, deren vielfältigen Veranstaltungen ich einen großen
Zuspruch wünsche.
Ich hoffe, der Seulberger Schützengesellschaft gelingt es, ihre große Tradition
in den nächsten Jahrhunderten fortzuführen und die Heimatverbundenheit zu
bewahren. In diesem Sinne wünsche ich weiterhin eine treffsichere Hand im
sportlichen Wettkampf und ein frohes Vereinsleben mit heiteren Treffen.
Gut Schuss!
Lars Keitel
Bürgermeister